Moderne Arbeitswelt

Workaholic: Symptome, Ursachen und Prävention der Arbeitssucht

Arbeitssucht betrifft etwa 10 % der Erwerbstätigen in Deutschland und zeigt sich durch exzessive Arbeitszeiten, inneren Zwang und Schwierigkeiten, abzuschalten. Die Folgen reichen von gesundheitlichen Beschwerden bis zu gesellschaftlichen Herausforderungen. Lesen Sie mehr über Ursachen, Auswirkungen und Prävention.

Was ist ein Workaholic? 

Ein Workaholic, auch bekannt als Arbeitssüchtiger, ist jemand, der eine regelrechte Abhängigkeit von der Arbeit entwickelt hat. Diese Personen verbringen oft außergewöhnlich viele Stunden im Büro und zeigen häufig Anzeichen von Präsenteismus, indem sie trotz Erschöpfung oder Krankheit weiterhin arbeiten. Obwohl sie oft als äußerst produktiv wahrgenommen werden, kann die Arbeitssucht auf Stress oder persönliche Schwierigkeiten hinweisen. Der Begriff selbst entstand in den 1960er-Jahren. (1)

Typische Symptome eines Workaholics

Suchthaftes Arbeiten eines Workaholics geht weit über das normale Arbeitsengagement hinaus und ist gekennzeichnet durch: (2)

  • Exzessive Arbeitszeiten: Betroffene verbringen unverhältnismäßig viel Zeit bei der Arbeit, oft zulasten anderer Lebensbereiche.
  • Schwierigkeiten, sich von der Arbeit zu lösen: Selbst in der Freizeit oder bei Urlaub fällt es schwer, abzuschalten.
  • Emotionale Reaktionen auf Arbeitsunterbrechungen: Frustration oder Nervosität treten auf, wenn die Arbeit verhindert wird.
  • Zwanghafter Arbeitsstil: Ein starker innerer Druck und das Gefühl, arbeiten zu „müssen“, prägen das Verhalten, unabhängig von der Freude an der Tätigkeit.

Wie weit ist Arbeitssucht in Deutschland verbreitet?

Eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Technischen Universität Braunschweig, gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung, zeigt, dass etwa zehn Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland suchthaft arbeiten. Diese Form des Arbeitens, charakterisiert durch exzessives und zwanghaftes Engagement, ist nicht auf bestimmte Berufsgruppen beschränkt und stellt somit kein Randphänomen dar. Betroffene arbeiten nicht nur übermäßig lange und intensiv, sondern haben auch Schwierigkeiten, in der Freizeit abzuschalten, und empfinden ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich erholen.

Merkmale und Auswirkungen auf die Gesundheit

Interessanterweise berichten suchthaft Arbeitende häufiger von körperlichen und psychosomatischen Beschwerden, wie etwa Schlafstörungen oder Stresssymptomen. Dennoch suchen sie im Vergleich zu anderen Erwerbstätigen seltener ärztliche Hilfe. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass suchthaftes Arbeiten nicht nur individuelle gesundheitliche Folgen hat, sondern auch gesamtgesellschaftliche und betriebliche Herausforderungen mit sich bringt, etwa durch ein erhöhtes Risiko für Burnout oder längere Phasen der Arbeitsunfähigkeit.

Gesellschaftliche und betriebliche Relevanz

Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der zunehmenden Flexibilisierung von Arbeitsprozessen, insbesondere durch Homeoffice, gewinnt die Prävention von Arbeitssucht an Bedeutung. Maßnahmen zur Sensibilisierung und betrieblichen Gesundheitsförderung könnten dazu beitragen, die langfristigen negativen Auswirkungen suchthaften Arbeitens auf Individuen und Unternehmen zu verringern.

Tipps zur Vorbeugung und Bewältigung von Arbeitssucht

Um einer Arbeitssucht vorzubeugen oder erste Anzeichen zu bekämpfen, können einige einfache Maßnahmen hilfreich sein:

  • Arbeitszeiten einhalten: Gehen Sie nach Feierabend nach Hause, auch wenn noch Aufgaben offen sind, und nehmen Sie sich regelmäßig Urlaub oder freie Tage, um abzuschalten.
  • Trennung von Arbeit und Privatleben: Ein separates Arbeitshandy, das nach Feierabend und an Wochenenden ausgeschaltet wird, hilft dabei, berufliche und private Bereiche klar zu trennen.
  • Planung und Organisation: Schreiben Sie vor dem Feierabend To-do-Listen und lassen Sie diese im Büro liegen. So vergessen Sie keine Aufgaben, nehmen sie aber auch nicht gedanklich mit nach Hause.
  • Prioritäten setzen: Erledigen Sie Aufgaben Schritt für Schritt und vermeiden Sie Multitasking, um Stress zu reduzieren.
  • Gesunde Grenzen setzen: Lernen Sie, „nein“ zu sagen, wenn Aufgaben Ihre Kapazitäten überschreiten, und geben Sie bei Bedarf Arbeit an Kollegen ab.
  • Selbstfürsorge fördern: Seien Sie nachsichtig mit sich selbst, akzeptieren Sie Fehler, und bestrafen Sie sich nicht mit noch mehr Arbeit.
  • Entspannung und Bewegung: Probieren Sie Entspannungsübungen wie Yoga oder Meditation aus und integrieren Sie diese regelmäßig in Ihren Alltag. Auch Sport oder Zeit in der Natur können helfen, Abstand von der Arbeit zu gewinnen.
  • Kollegialer Austausch: Sprechen Sie mit Ihren Kollegen über Ihre Aufgaben und teilen Sie die Arbeit, anstatt alles allein bewältigen zu wollen.

Beratung und Hilfe für Workaholics

Wenn Sie Unterstützung im Umgang mit Arbeitssucht suchen, stehen Ihnen in Deutschland verschiedene Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen zur Verfügung:

Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS): Stellt Informationen zur Suchtberatung bereit und bietet ein Suchthilfeverzeichnis mit über 1.400 ambulanten Suchtberatungsstellen und 800 stationären Suchthilfeeinrichtungen. Zur Homepage

Anonyme Arbeitssüchtige (AAS): Eine Gemeinschaft, die Betroffenen hilft, von Arbeits- und Arbeitsvermeidungssucht zu genesen. Sie orientiert sich am 12-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker. Zur Homepage

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Bietet ein Suchthilfeverzeichnis mit Adressen von Beratungsstellen in Deutschland. Dort können Sie nach Einrichtungen in Ihrer Nähe suchen. Zur Homepage

Video: Teufelskreis Arbeitssucht

Literaturverzeichnis

  1. Mark Siebold, Onpulson.de – Wirtschaftslexikon (2024) / Definition des Arbeitssüchtiger, Letzter Zugriff: 03.01.2025
  2. Beatrice van Berk, Christian Ebner und Daniela Rohrbach-Schmidt – Hans Böckler Stiftung (2023), Studie “Suchthaftes Arbeiten und Gesundheit: Empirische Befunde für Deutschland”

Porträtfoto von der Journalistin Carolin Fischer

Carolin Fischer ist Gründerin des Online-Magazins Karriere NOW, selbstständige Journalistin und spezialisiert auf die Themen Karriere, Softskills, Selbstmanagement und Business. Zuvor hat die Kommunikationsexpertin bei der Süddeutschen Zeitung in München gearbeitet und für ein Politmagazin des ZDFs.

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