Um eine neue Position zu erhalten, ist es wichtig, seine Bewerbungsunterlagen aussagekräftig zu gestalten und die notwendigen Fähigkeiten effizient zu präsentieren. Allerdings haben laut einer Umfrage nur 50% der Deutschen ein Gefühl der Sicherheit darin.
Eine Herausforderung dabei: Bei den Fachkompetenzen lassen sich Kenntnisse zumeist leichter beschreiben als bei den sogenannten „Soft Skills“, das heißt den sozialen Kompetenzen, für die es selten eine gängige Bewertungsskala gibt.
Mit einer repräsentativen Umfrage wollte die Jobplattform Monster in Zusammenarbeit mit YouGov Deutschland* mehr über das Selbstvertrauen der Deutschen in die Aufbereitung der eigenen Fähigkeiten herausfinden.
Männer trumpfen stärker auf
Das Ergebnis der Frage zur Selbsteinschätzung bedient das gängige Klischee: Männer sind (wieder einmal) deutlich selbstbewusster, was ihre Fähigkeiten betrifft. 55 Prozent der männlichen Befragten fühlen sich in der Lage, ihre Kompetenzen gut und sicher in ihren Bewerbungsunterlagen zu präsentieren, nur 18 Prozent zweifeln an ihrer Selbsteinschätzung. Unter den befragten Frauen sind dagegen nur 45 Prozent überzeugt, ihre Kenntnisse gut beurteilen und aufbereiten zu können, mehr als ein Viertel von ihnen (27 Prozent) gab dabei Unsicherheiten an.
Soft Skills sorgen für Verunsicherung
Noch schwerer tun sich die Befragten mit der Angabe der Soft Skills, wie zum Beispiel Kreativität, Zielstrebigkeit oder Auffassungsgabe. Damit fühlt sich nur noch gut ein Drittel (36 Prozent) der Gesamtbefragten sicher. Hier ist der Vorsprung im Selbstbewusstsein der Männer auch nicht mehr ganz so hoch – 37 Prozent gegenüber 34 Prozent der weiblichen Befragten.
Bei der Frage, welche „weichen“ Kompetenzen man in den Bewerbungsunterlagen überhaupt angibt, behelfen sich 13 Prozent schlicht mit denen, die in der Stellenanzeige vorgegeben sind. Sie geben so allerdings ein gutes Stück ihrer Persönlichkeit in der Bewerbung (noch) nicht preis. Fünf Prozent würden erst im Bewerbungsgespräch darüber sprechen. Sechs Prozent der Befragten halten die Sozialkompetenzen sogar für sinnlos und nicht mehr als leere Floskeln.
„Wir sehen einen deutlichen Nachholbedarf bei der Aufbereitung und Darstellung der eigenen Fähigkeiten, vor allem bei den Sozialkompetenzen. Das ist schade, denn vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels halten Personaler die Augen vermehrt nach Talent, Potenzial und Sympathie offen und suchen potentielle Kandidat:innen weniger nach Abschlussnote aus. Wir können Jobsuchenden nur raten, ihre persönlichen Interessen und Fähigkeiten auf die Arbeitswelt zu übertragen.“, empfiehlt Laetitia Boidevaix, Head of Marketing DACH bei Monster.
Wie die Lebenssituation die Selbsteinschätzung beeinflusst
Mit dem Alter, und damit der Lebens- wie Berufserfahrung, steigt die Souveränität bei der Darstellung der Kompetenzen kontinuierlich. So geben 42 Prozent der 18-24-jährigen Befragten an, ihre Kompetenzen gut zu kennen, bei den Befragten ab 55 sind es dann 54 Prozent. Bei den Soft Skills bringt die zunehmende Lebenserfahrung bei Angabe der Soft Skills jedoch nicht automatisch deutlich mehr Sicherheit – zwischen den Altersgruppen 18-24 und 55+ liegen hier lediglich 3 Prozentpunkte Unterschied.
Der Beziehungsstatus wirkt sich auf das Selbstbewusstsein in die korrekte Aufbereitung der Fähigkeiten aus: 55 Prozent der Befragten in einer Partnerschaft meinen, ihre Kompetenzen gut hervorheben zu können (42 Prozent bei den Soft Skills), aber nur 43 Prozent der Ledigen (32 Prozent bei den Soft Skills).
Auch der Faktor Haushaltseinkommen spielt scheinbar eine Rolle: Je höher das Einkommen, desto größer das Vertrauen in die korrekte Selbsteinschätzung. Bei einem Einkommen von 5.000 Euro pro Monat oder mehr geben über 70 Prozent der Befragten an, sich bei der Aufbereitung sicher zu sein, im unteren Einkommensbereich von 1.000 bis 1.500 Euro sind es nur noch 41 Prozent.
Der Bildungsgrad bestimmt ebenfalls den Umgang mit den Fachkompetenzen: Je höher, desto sicherer. So geben 58 Prozent der Befragten mit Abitur und 62 Prozent der Befragten mit Uniabschluss die eigene Sicherheit an, während es lediglich 35 Prozent der Absolvent:innen von Haupt- und Volksschule und 49 Prozent einer Lehre sind.
Bewerbung trotz fehlenden Voraussetzungen?
Und wie sieht es aus, wenn etwa der in der Jobbeschreibung geforderte Ausbildungsabschluss oder eine spezielle IT-Kenntnis fehlen? Bewerben sich die Deutschen trotzdem? 15 Prozent tun dies nicht und warten lieber auf eine exakt passende Stellenausschreibung. Glücklicherweise ist immerhin knapp die Hälfte (49 Prozent) der Befragten mutiger und signalisiert in der Bewerbung die Bereitschaft, sich die erforderlichen Skills noch anzueignen. Da gibt es keine große Differenz zwischen Männern (50 Prozent) und Frauen (48 Prozent).
Der Mut, sich trotz fehlender Kenntnisse zu bewerben, steigt aber wieder sowohl mit dem Bildungsgrad als auch mit dem Haushaltseinkommen. 58 Prozent der Befragten mit Abitur vertrauen auf die eigene Fähigkeit, fehlende Kenntnisse aufholen zu können (56 Prozent mit Uniabschluss), aber nur 34 Prozent mit Haupt- oder Volksschulabschluss (47 Prozent mit abgeschlossener Lehre).
Haushaltseinkommen spielt eine ausschlaggebende Rolle
Auch die finanziellen Verhältnisse müssen den Mut erst einmal ermöglichen. So haben je rund zwei Drittel der Befragten mit einem Haushaltseinkommen von über 4.000 Euro pro Monat kein Problem damit, dass ihnen Kenntnisse fehlen, 44 Prozent der Einkommensschwachen (1.000-1.500 Euro) hingegen schon. Sogar geografische Unterschiede lassen sich ausmachen. Ostdeutschland bewirbt sich lieber „passend“: Hier schicken nur 44 Prozent ihre Bewerbung auch dann ab, wenn sie nicht alle geforderten Skills mitbringen. Dagegen würden 50 Prozent der Westdeutschen das Risiko eingehen.
Laetitia Boidevaix meint dazu: „Jobsuchende sollten sich von einzelnen Anforderungen in einer Stellenanzeige nicht abschrecken lassen. Personalverantwortliche honorieren vor allem in Engpassbranchen Bewerber:innen, die die Bereitschaft signalisieren, fehlende Skills lernen zu wollen. Es kommt in den Personalabteilungen immer deutlicher an, dass Menschen in ein Team rekrutiert werden und daher die Persönlichkeit ausschlaggebend ist und weniger die Abschlussnote. Das macht es für Jobsuchende aber enorm wichtig, die eigene Persönlichkeit auch entsprechend des Jobprofils herauszustellen und anhand nicht-fachlicher Leistungen zu beschreiben – und nicht einzelne Hobbys einfach nur aufzulisten.“
Zur Umfrage:
*Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2.162 Personen zwischen dem 24. und 27.02.2023 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.
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