Definition: Was ist Mobbing?
Mobbing am Arbeitsplatz bezieht sich auf wiederholte, absichtliche und unangemessene Verhaltensweisen oder Handlungen, die darauf abzielen, eine Person zu schikanieren, zu demütigen oder zu belästigen. Diese Verhaltensweisen können durch Vorgesetzte oder Kollegen verursacht werden. Sie gehen über einen längeren Zeitraum und sind speziell auf eine bestimmte Person gerichtet. Mobbing am Arbeitsplatz kann verbal, nonverbal, physisch oder psychisch sein. Es kann verschiedene Formen annehmen, wie z.B. verbale Angriffe, Androhung von Gewalt, Ausgrenzung, Verleumdungen, Diskriminierung oder das gezielte Unterminieren von Aufgaben oder Projekten eines Mitarbeiters. Das langfristige Ziel des Mobbings ist es, die betroffene Person zu schädigen, zu isolieren und ihre Arbeitsleistung und ihr Wohlbefinden zu beeinträchtigen. Rund 2 bis 3% der Beschäftigten in Deutschland ist Mobbing ausgesetzt, meist sind es ältere Menschen. Insgesamt sind Frauen öfters betroffen.
Die Täter und das Mobbing-Opfer arbeiten in der selben Firma und haben eine Arbeitsbeziehung untereinander. Die betroffene Person ist dauerhaft unterlegen, sie leidet auf Dauer physisch und/oder psychisch darunter und es zerstört ihr Selbstwertgefühl. Es kann auch sein, dass man der Person, die man schikaniert, oft Arbeiten unter oder über Ihrem Niveau zuträgt.
Unter Mobbing versteht man nicht, wenn es zu einer Auseinandersetzung oder einem Streit, der wieder beigelegt wird, kommt oder allgemeines Konkurrenzverhalten unter Kollegen wiederholt auftaucht.
Man unterscheidet verschiedene Begriffe im Zusammenhang mit Mobbing:
- Mobbing: Mobbing-Handlungen unter Kollegen, die sich in der gleichen Hierarchieebene befinden.
- Staffing: Mobbing von Untergebenen gegen Chefs, zum Beispiel wenn Mitarbeiter den Vorgesetzten schikanieren oder wie Luft behandeln..
- Bossing: Mobbing von Vorgesetzten gegen seine Angestellten. Dazu zählt beispielsweise, wenn eine Führungskraft einen oder mehrere Mitarbeiter mobbt.
Die Folgen von Mobbing
Mobbing am Arbeitsplatz kann sowohl für die betroffenen Personen als auch für das Unternehmen erhebliche Folgen haben. Hier sind einige der möglichen Auswirkungen:
- Psychische Belastung: Mobbing führt zu erheblichem Stress, viele Menschen fühlen sich isoliert und einsam. Dies kann zu Angstzuständen, Depressionen, Panikattacken und anderen psychischen Problemen führen. Auch Suizidgedanken sind keine Seltenheit.
- Gesundheitliche Probleme: Die stressbedingten Folgen von Mobbing können zu körperlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Rückenschmerzen, Magen-Darm-Problemen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Auch Rückenschmerzen, Muskelverspannungen und psychosomatische Beschwerden sind möglich.
- Arbeitsunfähigkeit: Mobbingopfer sind oft gezwungen, krankheitsbedingte Fehlzeiten zu nehmen oder können aufgrund ihrer psychischen Verfassung nicht mehr zur Arbeit gehen.
- Burnout: Mobbing kann ein Risikofaktor für die Entwicklung eines Burnouts sein. Die betroffene Person wird durch den Konflikt am Arbeitsplatz kontinuierlich ausgebrannt und überfordert.
- Verschlechterung der Arbeitsleistung: Mobbing beeinflusst die Konzentration und die Motivation negativ, was zu einer Verschlechterung der Arbeitsleistung führen kann.
- Kündigung oder Arbeitsplatzverlust: In einigen Fällen sehen sich Betroffene gezwungen, ihre Stelle zu kündigen oder werden aufgrund des Mobbings vom Arbeitgeber entlassen.
- Schlechtes Arbeitsklima: Mobbing hat negative Auswirkungen auf das Arbeitsklima und das Verhältnis zwischen den Mitarbeitern. Das führt zu einem geringeren Teamgeist und einer weniger produktiven Zusammenarbeit.
- Rufschädigung: Mobbing am Arbeitsplatz kann den Ruf des Unternehmens schädigen, da es als unprofessionell und inkompetent wahrgenommen wird, wenn solche Probleme nicht konsequent angegangen werden.
- Kostensteigerung: Generell verursacht Mobbing langfristig Kosten, da die Opfer nicht mehr in der Arbeit erscheinen, lange krank geschrieben sind oder ganz wegfallen. Personalrecruiting ist generell zeitaufwendig und kostet viel Geld.
Tipps: Was tun gegen Mobbing?
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die man gegen Mobbing am Arbeitsplatz ergreifen kann:
- Suchen Sie sich Verbündete: Suchen Sie Kollegen auf, die auf Ihrer Seite stehen und denen Sie vertrauen können. Nachdem Sie Ihnen die Situation geschildert haben, kann man gemeinsam überlegen, wie diese Sie unterstützen können. Wenn der Angreifer sieht, dass Sie nicht alleine dastehen, bekommt er oft Angst und unterlässt seine Mobbing-Attacken.
- Erstellen Sie ein Mobbing-Tagebuch: Halten Sie alle Vorkommnisse in einem Mobbing-Tagebuch genau fest. Notieren Sie Datum, Uhrzeit, Ort und Beschreibung des Vorfalls sowie Namen von Zeugen, falls vorhanden. Diese Informationen können später hilfreich sein, falls es zu einem rechtlichen Verfahren kommt.
- Suchen Sie das Gespräch mit dem Verursacher: Versuchen Sie, das Gespräch mit dem mobbenden Kollegen zu suchen und das Problem sachlich anzusprechen. Manchmal kann ein klärendes Gespräch das Problem bereits lösen. Nachdem der Konflikt geklärt ist, sollten Sie zur Tagesordnung übergehen und Ihren Kollegen, der sie mobbte, so behandeln wie Ihre anderen Kollegen. Auf keinen Fall auf Konfrontation gehen.
- Legen Sie Mahnungen oder Beschwerden ein: Falls das Gespräch nicht hilft, sollten Sie dem Vorgesetzten, der Personalabteilung oder dem Betriebsrat von dem Mobbingvorfall berichten. Beispielsweise kann es zu einer Aussprache unter Aufsicht des Chefs zwischen Mobbing-Opfer und dem mobbenden Kollegen kommen.
- Rechtsbeistand suchen: Wenn alle anderen Maßnahmen nicht helfen, ist es ratsam, sich juristischen Beistand zu suchen. Ein Anwalt kann bei der rechtlichen Durchsetzung Ihrer Rechte behilflich sein. Auf längere Sicht kann dem Gemobbten Anspruch auf eine Geldentschädigung oder die Zahlung von Schmerzensgeld zugestanden werden.
- Selbstschutzmaßnahmen: Sorgen Sie für Ihre eigene psychische und physische Gesundheit. Nehmen Sie regelmäßig Auszeiten und versuchen Sie, Unterstützung bei Kollegen und Freunden zu finden und gehen Sie Ihren Hobbies, wie beispielsweise Sport in der Natur, nach.
- Lassen Sie sich krank schreiben: Mobbing macht auf Dauer krank. Gehen Sie zu Ihrem Arzt, schildern Sie offen Ihre Situation am Arbeitsplatz und sprechen Sie auch ehrlich über Ihre Beschwerden. Ihr Arzt wird Sie für einige Zeit krank schreiben. Diese Zeit können Sie nutzen, an sich und Ihrem Selbstvertrauen zu arbeiten, denn die Krankheitssymptome werden Zuhause erst einmal schnell verschwinden.
- Suchen Sie einen Therapeuten und eine Selbsthilfegruppe auf: Auf Dauer ist es gut, nicht nur Ihren Partner und Ihre Freunde mit dem Thema zu konfrontieren, denn diese können auch irgendwann mal genervt sein. Sprechen Sie mit einem Psychotherapeuten über Ihre Probleme, da er oft nochmal eine “neutralere” Sicht der Dinge hat. Auch in Selbsthilfegruppen können Sie sich mit Betroffenen austauschen.
- Wägen Sie ab, ob Sie den Job wechseln: Auch wenn Ihre erste Reaktion ist, dass Sie den Job kündigen möchten, wägen Sie diesen Schritt genau ab. Erstellen Sie eine Pro- und Contraliste und halten Sie sich die Argumente genau vor Augen. Denken Sie auch daran: Wenn Sie kündigen, kann es zu einer dreimonatigen Sperre des Arbeitslosengeldes kommen, es sei denn, Sie können ein ärztliches Attest vorweisen.
Wie erkennt man Mobbing am Arbeitsplatz frühzeitig und geht damit im Vorfeld mit um?
Zunächst ist es wichtig, im Vorfeld die Situation im Job zu klären, die einen beschäftigt: Ist es eine Lappalie, über die ich mich aufrege oder ist die Begebenheit eine größere Angelegenheit, die in der Konsequenz zum Mobbing führen könnte? Hierbei ist es wichtig, eine Selbstanalyse zu machen. Fragen Sie sich, was ist typisch für mich, wie agiere ich in gewissen Situationen und habe ich die Fähigkeiten bei eventuellen Problemen damit umzugehen und möchte ich dies überhaupt? Die Selbstanalyse sollte nicht so weit gehen, dass Sie sich harsch in die Kritik nehmen, sondern sie dient dazu, sich selbst einmal von “außen” zu betrachten.
All dies dient dazu, eine sich entwickelnde Unstimmigkeit einzudämmen. Sie können sich fragen, was Ihre Rolle, basierend auf Ihrer Persönlichkeit, in dem Konflikt ist. Sprechen Sie die Situation bei den Kollegen an, die Sie als Auslöser sehen. Verwenden Sie unbedingt Ich-Botschaften, wie zum Beispiel: “Ich finde die Aufgaben, die Sie mir gegeben haben, zu anspruchsvoll”. Oder: “Ich bin gekränkt”. Benutzen Sie keine Worte, wie :”Immer beleidigen Sie mich”. Oder: “Manchmal verletzt Du mich sehr”. Ich-Botschaften kommen klar rüber, stellen Ihre individuelle Position dar und sollten keine Du-Botschaften enthalten.
Auch ist es wichtig, dass Sie in einem Gespräch mit dem Kollegen, mit dem ein Konflikt droht, aktiv zuhören. Darunter versteht man, dass Sie auf Ihr gegenüber eingehen, Gesagtes kurz wiederholen und aktiv nachfragen, wenn Ihnen etwas unklar ist. Versuchen Sie auch, zwischen den Zeilen zu lesen.
Wichtig ist von Anfang an abzuwägen: Kann der vorhandene Konflikt größer werden und ich zum Mobbingopfer? Oder ist es eine einmalige Angelegenheit? Ausschlaggebend ist, dass Sie Frühwarnzeichen erkennen und dementsprechend richtig damit umgehen.
Mobbing-Tagebuch als Nachweis
Es ist, wie bereits erwähnt, ratsam ein Mobbing-Tagebuch zu führen. Es ist nicht nur für einen selbst oder vor dem Chef oder Betriebsrat eine große Hilfe, sondern auch vor Gericht. Gerichtsverfahren haben allerdings selten große Erfolgsaussichten, weil viele Kollegen oft nicht gegen Ihre anderen Kollegen oder Ihrem Chef aussagen wollen. Notieren Sie sich aber die Kontaktdaten von Beschäftigten, die das Unternehmen verlassen haben. Sie könnten wichtige Zeugen sein, die auch eventuell aussagen.
Folgende Aspekte sind in einem Mobbing-Tagebuch wichtig:
- Wann (Datum, Uhrzeit)?
- Wo?
- Wer war beteiligt?
- Was ist genau passiert und wer hat wie agiert?
- Wie haben Sie sich gefühlt (beispielsweise Magenkrämpfe, Angstzustände, Panikattacken)
- Wer war außerdem (als Zeuge) anwesend?
- Halten Sie den genauen Wortlaut der Mobbingattacken fest
- Führen Sie Urlaubs- und Krankheitstage und solche Tage an, an denen gar nichts geschah
- Auch können Sie Mobbern deutlich machen, dass Sie Aufzeichnungen über die Geschehnisse besitzen. Dies könnte als Abschreckung dienen
- Schreiben Sie Belästigungen außerhalb Ihrer Arbeitszeit auf ( zum Beispiel Drohanrufe).
Durch ein Mobbing-Tagebuch haben Sie nicht nur einen Nachweis, sondern Sie können nach einiger Zeit eventuell eine Systematik hinter dem Mobbing erkennen. Das verschafft Ihnen persönlich Klarheit und ist eine wichtige Erkenntnis, die man auch mit einem Psychologen besprechen kann.
Auch wenn ein Mobbing-Tagebuch dienlich vor Gericht sein kann, machen Sie sich nicht allzu große Hoffnungen: Die meisten Klagen werden vom Arbeitsgericht abgewiesen. Es gibt nur wenige Urteile im Bereich Mobbing, die erfolgreich waren und diese werden dann gerne als Paradebeispiel zitiert. Generell ist es aber schwer, Beweise vor Gericht zu belegen und der Prozess kann sich lange hinziehen. Im Idealfall bekommt der Gemobbte ein Schmerzensgeld ausbezahlt, aber man sollte abwägen, ob sich der Aufwand lohnt. Viele Mobbingopfer haben wenig Erfolg vor Gericht und oft gibt es andere Lösungen (beispielsweise durch den Betriebsrat) für Betroffene.
Bildnachweis: ©Pixabay
Literatur
- Dr. phil. Josef Schwickerath: Mobbing erfolgreich bewältigen. In vier Schritten aus der Mobbingfalle. Beltz Verlag 2014.
- Andrea Pawlik: Mobbing am Arbeitsplatz. So wehren Sie sich. Cocomore AG, Frankfurt am Main 2003.
- Christian Stock: Mobbing. Haufe, Freiburg 2011.